Gesprächssituationen mit Dolmetschbedarf, sog. Dolmetsch-Interaktionen, konfrontieren alle Beteiligten mit besonderen Herausforderungen. Während in theoretischen Modellen lange Zeit die individuelle Leistung der dolmetschenden Personen akzentuiert wurde, steht seit einigen Jahren vermehrt die Beschreibung interaktiver Verfahren im Mittelpunkt, mit denen alle Beteiligten die jeweiligen Situationen gemeinsam bewältigen.

Diese interaktive Dimension von Dolmetschtätigkeit wird in der vorgelegten, auf einem umfangreichen Ton- und Videokorpus basierenden Untersuchung unter dem Stichwort ‚Gesprächsdynamik’ systematisch weiter geführt und für die Rekonstruktion von Interaktionskompetenzen in Situationen internationaler Fachkommunikation mit Dolmetschbeteiligung nutzbar gemacht. Im Ergebnis zeigt sich, dass zur erfolgreichen Gestaltung solcher Situationen wesentlich mehr gehört als die sequenziell organisierte, korrekte Übertragung von Originalen in eine Zielsprache.

Es erweist sich auch als konstitutiv, im Sinne eines Arbeitsbündnisses gemeinsame Verantwortung für die Realisierung globalerer Interaktionsmuster (z.B. Erklärung oder Frage-Antwort-Sequenz) zu übernehmen, und zwar weitgehend unabhängig davon, ob erfahrene Dolmetscher/innen oder Dolmetscher/innen in der Ausbildung beteiligt sind. Insofern können aus den Ergebnissen der Analysen darüber hinaus didaktische Konsequenzen formuliert werden, die vor allem die Gestaltung von Fachdolmetschkursen im Team Teaching betreffen.

Prof. Birgit Apfelbaum: Professorin für Kommunikations- und Sozialwissenschaften mit den Schwerpunkten Sprachliches Handeln im Öffentlichen Sektor, Mehrsprachigkeit / Interkulturelle Kommunikation und Frankophonie am Fachbereich Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz (FH).

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