Das Thema dieses Buches ist ein Aspekt der sprachlichen Entwicklung von Kindern. Beide Bestimmungsstücke dieses Themas – Sprache und Entwicklung – werden in einer Weise gefasst, die dem Gegenstandsbereich der sprachlichen Interaktion gerecht wird: Sprache wird nicht reduziert auf ein abstraktes System von Zeichen und Regeln jenseits seiner Verwendung, sondern als ein Repertoire von phonischen bzw. graphischen, morphologisch-syntaktischen und lexikalischen sowie suprasegmentalen Formen verstanden, das der Realisierung von jeweils einzelnen Handlungszügen zur Erfüllung interaktiv begründeter Aufgaben dient.

Entwicklung wird nicht ausschließlich im Sinne einer weitgehend genetisch kognitiv und sprachlich fundierten Optimierung von Fähigkeiten gefasst, sondern als sozial-kommunikativ konstituierter Prozess der wachsenden Übernahme von Anteilen zur Erledigung interaktiv begründeter Aufgaben profiliert. Es wird heraus gearbeitet, wie dieser Prozess den Erwerb sprachlich-kommunikativer Strukturen erst ermöglicht.

Im Fokus des Buches steht die Entwicklung der Erzählfähigkeiten von Kindern im Alter von 5, 7, 10 und 14 Jahren. Ein Korpus von ca. 240 Gesprächen, das Vergleichbarkeit und Natürlichkeit der Daten weitgehend gewährleistet, wird mit der Methode der linguistischen Konversationsanalyse untersucht.

Die Studie liefert reichhaltige neue Erkenntnisse sowohl über die Entwicklung von Erzähl- und Diskursfähigkeiten als auch Erklärungen für die der Entwicklung übersatzmäßiger Strukturen zugrunde liegenden Erwerbsmechanismen. Sie stellt damit wesentliche Grundlagen bereit für die Diagnostik und Förderung von Erzählfähigkeiten in einer breiten Altersspanne.

Prof. Heiko Hausendorf: [Homepage]

Prof. Uta Quasthoff: [Homepage]