Dass Lehrerinnen und Lehrer ein durchgängiges sprachliches Lernen in allen Unterrichtsfächern unterstützen sollten, ist mittlerweile Konsens. Doch welche sprachlichen Aspekte bereiten den Schülerinnen und Schülern bei welchen Formulierungsaktivitäten Schwierigkeiten? Welche Rolle spielen dabei Bildungssprache, konzeptionelle Schriftlichkeit bzw. CALP (Cognitive Academic Language Proficiency)? Kann im naturwissenschaftlichen Fachunterricht tatsächlich auch der Spracherwerb der Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterstützt und gefördert werden – auch ohne den inhaltlichen Fokus zu verlieren?

Wie funktioniert ein interaktionales Scaffolding im Unterrichtsgespräch? Welche verschiedenen interaktionalen Verfahren setzen Lehrkräfte ein, wenn sie dies tun? Welche Vor- und Nachteile haben einzelne Verfahren nicht nur für das sprachliche Lernen, sondern auch für den weiteren Unterrichtsverlauf, für Kompetenzzuschreibungen und nicht zuletzt für den Fokus auf eine explizite, ausführliche und präzise Versprachlichung der fachlichen Unterrichtsinhalte?

Mit diesen und weiteren Fragen setzt sich das vorliegende Buch anhand eines Korpus aus Biologiestunden der Sekundarstufe I und II von 9 unterschiedlichen Lehrerinnen und Lehrern auseinander. Die Daten entsprechen insofern authentischen Unterrichtssituationen, als die Lehrkräfte nicht für die Aufnahmen instruiert wurden.

Die Ergebnisse der Studie liefern Erkenntnisse darüber, welche interaktionalen Verfahren Lehrkräfte in alltäglichen Unterrichtssituationen auch spontan zur sprachlichen Unterstützung ihrer Schülerinnen und Schüler einsetzen können. Gleichzeitig geben sie Hinweise auf evtl. unbeabsichtigte Folgen einzelner Verfahren bzw. beinhalten Anregungspotenzial für die Planung und nachträgliche Reflexion von Unterrichtssequenzen sowie für einen gezielten Ausbau sprachlich unterstützender Verfahren in der eigenen Praxis.

Dr. Inga Harren ist ausgebildete Deutsch- und Biologielehrerin für das Lehramt an Gymnasien. Sie hat nach ihrem Referendariat mehrere Jahre lang als Gymnasiallehrerin gearbeitet, bevor sie 2008 an die Universität Bayreuth (Germanistischen Linguistik) gewechselt ist. Aktuell arbeitet sie als akademische Mitarbeiterin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg in einem Forschungsprojekt zu schulischer Schreibförderung. In Forschung und Lehre befasst sie sich schwerpunktmäßig mit konversationsanalytischer Unterrichtsforschung, angewandter Gesprächsforschung, dem sprachlichen Lernen im Fachunterricht, der Schreibforschung (vor allem Schreibplanung mittels Visualisierungen sowie Überarbeitungsforschung) und dem eigenständigen Formulieren bei der Arbeit mit Sachtextquellen.