Durch die Entwicklung Deutschlands zu einer multikulturellen Gesellschaft sind binationale Partnerschaften zu einem alltäglichen sozialen Phänomen geworden. Die vorliegende qualitativ-empirische Studie, die als Diplomarbeit (2001) am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main angenommen wurde, untersucht die Wirklichkeitskonstruktion binationaler Paare und die Rolle, die Kultur als Deutungsmuster in ihrem Beziehungsalltag spielt.

Neben der umfassenden Literaturdarstellung zu binationalen Ehen und der Diskussion der Zentralbegriffe der Arbeit (wie Kultur, Ethnizität, Fremdheit etc.) werden die Erhebungs- und Analysemethoden (narratives Interview, Deutungsmusteranalyse und Erzählanalyse) sowie die Entwicklung der einzelnen Erhebungs- und Auswertungsschritte dargestellt.

Die Untersuchung zeigt, dass für die Befragten dasjenige, was sie als kulturspezifisch verstehen, sich in ganz konkreten Alltagsproblemen (v.a. in Bezug auf Geschlechterrollenerwartungen) niederschlägt und immer mit positiven oder negativen Wertungen verbunden ist. Das Deutungsmuster „Kultur“ wird vor allem in Vergleichs- und Beispielsargumentationen eingesetzt. Dabei zeigen sich Widersprüche und Unsicherheiten über die Brauchbarkeit von „Kultur“ als Deutungsmuster sowie der an den Partner gerichtete Vorwurf Kulturstereotype als Ressource in Beziehungskonflikten auszuspielen, während Diskriminierungserfahrungen im sozialen Umfeld, die häufig in der Literatur zu binationalen Ehen thematisiert werden, keine Rolle spielten.

Claudia Molnar: Diplom in Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main mit den Nebenfächern Rechtswissenschaft, Sozialpsychologie und Romanistik, postgraduales Studium für Deutsch als Fremdsprache an der Philipps-Universität in Marburg. Auslandsaufenthalte als pädagogische Projektmitarbeiterin in Chile und Ecuador.Freiberuflich tätig als Kommunikationsberaterin für binationale Paare. Seit Januar 2003 Dozentin für Deutsch als Fremdsprache und Alphabetisierung.