Ziel der gesprächsanalytischen Untersuchung ist es, die Ausübung von Mehrsprachigkeit in hochschulischen Alltagsgesprächen anhand authentischer Sprachdaten nachzuvollziehen und aufzuzeigen, welche Relevanz die Mehrsprachigkeit in der gemeinsamen Interaktion von Dozenten, Doktoranden und Studenten haben kann.

Mehrsprachigkeit wird dabei grundlegend als mehrsprachige Praxis verstanden, die über die vielfältigen Formen mehrsprachigen Handelns hinaus auch den sprachlichen Umgang mit Mehrsprachigkeit und mehrsprachigen Sprechern umfasst. In der Hochschule ist mit dem Kolloquiumgespräch ein Gesprächstyp institutionalisiert worden, der an der Schnittstelle zwischen Lehre und Forschung angesiedelt ist und speziell für die Beantwortung der Frage, wie Mehrsprachigkeit im mündlichen Hochschulalltag organisiert ist, ein erkenntnisreiches Feld darstellt.

Ein Korpus von sieben Gesprächen aus sechs Hochschulkolloquien, rund sechs Stunden Gesprächsmaterial, bildet die Grundlage der qualitativen Fallanalysen, die zu drei Komplexen gebündelt sind: Untersucht wird zum einen die mehrsprachige Praxis unter bilingualen Sprechern, zum anderen der Einbezug des Englischen als zweite Lingua franca im Gespräch und drittens der sprachliche Umgang mit Mehrsprachigkeit in Deutsch-als-Fremdsprache-Situationen. Es zeigt sich, dass es für den zweckgerichteten Verlauf des Gesprächs einen qualitativen Unterschied bedeutet, ob Sprecher in der Interaktion sprachlich explizit auf das mehrsprachige Handeln Bezug nehmen oder nicht, also ihm eine Relevanz für das Gespräch zuweisen oder nicht.

Katja Wermbter: Studium der Germanistik und Medienwissenschaften an der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig und an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Kontakt: k.wermbter@tu-bs.de